Mai 2015, Corfu
Wir sind wieder einmal zum Fest des Propheten Ilias auf die Bergspitze hochgefahren und haben dabei die bekannte Melodie gesummt: Epipolaio me les . . . Und der Refrain von diesem Song lautet auf deutsch: So war ich, so bin ich, und so bleibe ich (siehe Titel).
Und nach dem ganzen Tamtam der beschissenen EU fallen mir immer nur die schönen Sachen ein, wegen denen wir nach Griechenland fahren und länger bleiben. Auch Roswitha stimmt mit mir überein und so ist der Titel meiner Hymne gefunden.
Heute, Mittwoch, nach vielen Einfällen, die mir so durch den Kopf huschen, habe ich bei vier Mythos meinen Stift zur Hand genommen und meine Gedanken in eine Form gebracht. Die Hauptrolle dabei spielt natürlich der Song, Epipolaio me les, von Giannis Galatzis. Und hier mein grobes Konzept.
Der Filmtitel auf griechisch: Etsi imoun, etsi imai, k' etsi tha mai. Auf gut deutsch: So war ich, so bin ich, und so bleibe ich.
Das Konzept beruht auf der Ausgangsbasis, daß ich, als Grieche, das alles schreibe (im Film von einem echten Griechen gesprochen).
Ich bin also ein Grieche, der das alles schreibt.
Hier die verbesserte Version, mit zwei Kapiteln von Johann Reifböck.
• Griechenland, das Geburtsland der Demokratie, funktioniert nicht ganz so, wie sich die scheinbar Mächtigen in Brüssel das vielleicht vorstellen. Und manchmal wünschen wir uns eine etwas andere Politik in Athen, bei der nicht wieder das Volk für die vielen Fehler zahlen muß. Doch:
So waren wir, so sind wir, und so bleiben wir!
• Obwohl die Politik an der momentanen Situation nicht ganz unschuldig ist, wissen wir, das Volk, wie man trotzdem feiert. Solange wir feiern, gibt es für uns keine Probleme. Und Gäste aus aller Welt sind immer herzlich willkommen, um mit uns zu feiern. Tage lang, Nächte lang.
So waren wir, so sind wir, und so bleiben wir!
• Wir sind stolz auf Feta-Käse und Yoghurt von unseren Schafen. Wir haben auch genug Gemüse und Obst, und ganz besonders stolz sind wir auf unser Olivenöl aus ganz Griechenland. Und fast jeder Tavernen-Wirt serviert gerne seinen selbstgemachten Hauswein, aspro oder kokkino, vielleicht auch einen Tsipourro. Aber nicht vergessen darf man zu einem guten griechischen Essen eine Flasche Retsina. Und was wäre ein Abend ohne Ouzo oder Metaxa nach einem griechischen Kaffee.
So waren wir, so sind wir, und so bleiben wir!
• Gott sei Dank, es kommen nur Touristen, die unser Land und die Leute mögen. Sie bringen das Geld zu den Menschen, die es dringend brauchen. Aber wer von uns die Möglichkeit hat, zieht zwischen Olivenbäumen wieder Tomaten, Gurken, Zucchini, Erdäpfel und zur Saison gibt es zuckersüße Kirschen, Marillen, Äpfel, Orangen und Zitronen. Und jeder Tourist genießt diese herrliche Vielfalt.
So waren wir, so sind wir, und so bleiben wir!
• Alle Menschen, die im Tourismusgeschäft hart und oft für wenig Lohn arbeiten, sind sehr bemüht, den Gästen schöne Stunden für die Zeit des Urlaubs zu bereiten. Die Freundlichkeit ist uns Griechen von zu Hause mitgegeben worden. Und wir freuen uns sehr, wenn Gäste ein paar Worte in unserer Sprache zu uns sagen. Auch das macht uns stolz.
So waren wir, so sind wir, und so bleiben wir!
• Was wäre ein Urlaub ohne griechische Musik, die über unsere Grenzen hinaus in die Welt gegangen ist. Von Nana Mouskouri, Vicky Leandros, Telly Savallas und vielen anderen singen Gäste die bekannten Melodien mit. Wer kennt nicht Mikis Theodorakis, Dimitros Mitropanos und Sorbas, den Griechen, oder Anthony Quinn. Das erfüllt uns immer wieder mit Stolz.
So waren wir, so sind wir, und so bleiben wir!
• Viele unsere Autos sind wahrlich nicht auf dem letzten Stand und nicht mehr TÜV-tauglich, doch für die Olivenernte genügt es allemal. Bei unseren Löhnen reicht oft für den Transport einer 4-köpfigen Familie ein Moped oder kleines Motorrad. Aber auch ohne Helm als Kopfschutz fahren wir immer schon.
So waren wir, so sind wir, und so bleiben wir!
• Wir sind auch unseren Traditionen sehr treu und binden die Jugend mit ein, sei es beim Singen oder beim Tanzen. Jede unserer vielen Inseln hat ganz eigene Tänze und auch Trachten, die den Gästen bei unseren Festen gerne nahe gebracht werden. Auch zum Mittanzen und Mitsingen.
So waren wir, so sind wir, und so bleiben wir!
• Das griechische Osterfest ist für uns das größte Fest im Jahr und wir sind stolz, wenn an unserer Tafel ausländische Gäste sitzen, die dann mit uns feiern. Dabei werden alle unsere Köstlichkeiten aufgetischt, die wir haben. So ist unsere Gastfreundschaft, und diese Feiern dauern dann oft sehr lange.
So waren wir, so sind wir, und so bleiben wir!
• Kennen Sie unser griechisches Essen? Schon am Morgen Yoghurt mit Honig, tagsüber vielleicht ein Pita-Gyros. Abends aber genießen Sie dann die ganze Palette. Vielleicht nur ein Tisch voller Mezes oder doch Lammkotelettes, Moussaka, griechischer Salat, Souvlaki, Papoutsaki. Es können vielleicht auch Meeresfrüchte, die verschiedensten Fische, aber auch Kalmare oder Schwertfisch-Steaks sein. Wir verwöhnen gerne Ihren Gaumen.
So waren wir, so sind wir, und so bleiben wir!
• So manche griechische Insel wird verkauft, damit wir über die Runden kommen. Es findet aber ganz bestimmt kein Ausverkauf in Griechenland statt. Und unseren Stolz gibt es schon gar nicht zu kaufen.
So waren wir, so sind wir, und so bleiben wir!
• Euch, den Fremden, die ihr uns gar nicht so fremd seid, rufen wir zu: Seid ein wenig griechisch und wir alle verstehen uns besser. Wir geben euch unsere Freundlichkeit, ohne dass wir sofort etwas von euch erwarten. Ihr habt vielen Menschen im Ausland lange Jahre Arbeit gegeben, und ihr konntet euch vom Fleiß dieser Menschen überzeugen. Danke.
So waren wir, so sind wir, und so bleiben wir!
• Wir Griechen sind neugierig auf euch, denn wir fragen wo ihr herkommt und wohin ihr geht. Beim Abschied aber legen wir unsere rechte Hand auf unser Herz, lächeln und sagen zu euch: Kommt
wieder.
Kommt mit Freude und in Freundschaft zu uns denn . . .
So waren wir, so sind wir, und so bleiben wir!
• Bitte zwingt uns nichts auf, wir tun das auch nicht bei Euch.
Wir sind trotz allem stolz auf unser Land, Griechenland!
So waren wir, so sind wir, und so bleiben wir!
• Übrigens: die 12 Punkte an Conchita Wurst haben wir gerne gegeben.
Das sind so in groben Zügen meine Gedanken, wenn ich Grieche wäre. Es ist gar nicht so schwer, wie ein Grieche zu denken, doch es klingt fast wie eine griechische Hymne. Du siehst selbst, daß sich ein immer wiederkehrender Satz durch den ganzen Text zieht. Und dieser Text wird von allen Leuten bestätigt, die wir hier kennengelernt haben.
Als Grieche will ich nur Werbung für unser schönes Land machen, so wie es Fendrich für Österreich gemacht hat.