Fähre nach Corfu

  Mai 2015

  Die Fahrt mit der Fähre nach Corfu war ein Erlebnis sondergleichen. Sonntag, 3. Mai um 4 Uhr früh Abfahrt nach Venedig. Alles OK bei der Fahrt, in Villach noch Tanken und ein kleines Frühstück, dann gehts weiter. Kurz vor Venedig kramt Roswitha den Voucher aus den Unterlagen. Sie fragt mich dann ganz erschreckt, ob heute der 2. Mai oder der 3. Mai ist. Natürlich ist heute Sonntag, der 3. Mai. Aber im Voucher steht: Abfahrt am 2. Mai, 12 Uhr mittags.

  Ich bleibe ganz ruhig, so als ob mich das Ganze nichts angeht. Roswitha ist das Gegenteil, ja was machen wir da? Die Fähre ist gestern ohne uns gefahren, wer weiß, ob heute eine fährt und ob wir da noch Platz bekommen. Ich hingegen sage, jetzt schauen wir einmal, dann sehen wir schon.

  Als wir beim Terminal in Venedig ankommen herrscht gähnende Leere. Keine Leute, keine Autos, keine Brummis. Ich gehe in das Terminal zu den Schaltern mit einem Gefühl, als könne mir nichts Schlechtes passieren. Ein junges Mädchen am Schalter fragt mich, wieso ich zu spät komme. Ich sagte, daß ich eine Panne am Auto hatte. Sie fragt, warum ich nicht angerufen habe. Ich erklärte, daß ich kein Telefon zur Verfügung hatte. Daraufhin schaut sie auf ihren Bildschirm und erklärt mir nach langen zehn Minuten, dass heute noch eine Minoan-Fähre von Ancona nach Igoumenitsa gehe. Wenn ich zügig nach Ancona fahre, erwische ich sie noch. Dann druckt sie Tickets aus und überreicht diese mit dem freundlichsten Lächeln, das ich seit langem gesehen habe. Ohne Umbuchungsgebühr oder anderen Konsequenzen.

Ich gehe zu Roswitha, die ganz nervös beim Auto gewartet hat. Plötzlich strahlt auch sie mich an, es ist alles gut gegangen. Ich gehe nochmals zurück zum Schalter und überreiche dem Mädchen eine Packung Manner-Schnitten. Sie bedankt sich und schenkt mir nochmals ein charmantes Lächeln.

  Nun brausen wir die 450 km nach Ancona, sind auch eine Stunde früher am Terminal und warten dann in der Schlange, daß wir auf die Fähre fahren können. Nach dem Einchecken war unser erster Gang hinauf ins Restaurant auf ein „Mythos“. Das hatten wir uns redlich verdient. Als ich dann das zweite Bier hole, steigt mir ein verführerischer Duft in die Nase. Nebenan gab es frisch gegrilltes Gyros. Und ich kann Euch sagen, es mußte einfach sein. Nach dieser großen Portion an dem ereignisreichen Tag waren wir reichlich geschlaucht, und wir verabschiedeten uns in unsere Kabine. Bald lagen wir in den Betten und schliefen todmüde ein.

  Roswitha war dann morgens als erste munter. Sie duschte gemütlich und als sie beim Abtrocknen war, hörte sie eine Durchsage vom Kapitän. „Wir laufen in 10 Minuten im Hafen von Igoumenitsa ein. Wir bitten die Passagiere . . .“ Da wurde ich von Roswitha wach gerüttelt. Wir hatten in einem Stück durchgeschlafen, kein Geräusch von den Motoren gehört, kein Schwanken gespürt. Die Fähre mußte auch schneller gefahren sein, denn wir rechneten erst um Mittag mit der Ankunft. Also nichts wie rein in die Klamotten und hinunter zum Auto. Ohne gemütlichem Frühstück, mit leerem Magen, gehen wir von Bord. So kann ein Urlaub in Griechenland auch beginnen. Mit viel Glück kommt man auch ans Ziel.

  Als wir dann einige Tage später auf unserer Terrasse saßen, lachten wir noch immer über dieses Missgeschick. Und im Laufe des Gesprächs entwickelte sich eine verrückte Idee, die ich meinem Freund Johann per e-Mail schrieb: (ich korrespondiere mit ihm immer in österr. Mundart)

  So, Hansi, de Gschicht mit Venedig, de kennst ja mittlerweile, gaunz Italien lacht sich bucklert? In da Corriere della Serra stengan ma auf der Titelseite. Des is uns aber eh Wurst (Conchita). Wia ma gestern wieder amoi über uns selbst glacht haum, san ma draufkumma, dass ma jo a Pech hätten a habn kennan. Oda a Glück.

  Mia haum uns daun vorgstellt daß unsare Fähre zwa Tag später von Venedig gaunga wär. Da hättn mia uns daun a Zimmer suachn miaßn und wären zwa Tag durch Venedig gelatscht. Und daun hätten mia womöglich die Donna Leon aum Markusplatz getroffen. Die hätte mir daun a tolles Autogramm auf die Stirn gschrieben. Und gleich drauf rennt uns da Kommissario Brunetti über den Weg, neben ihm der Polizist Vionello. Daun hätt die Roswitha a a Autogramm wasgottwohin kriagt. Gleich drauf is in Brunetti sei Sekretärin dahergstöckelt. Von ihr hab i daun a gaunz a liabs Foto gmacht. Natürlich a "Selfie", wo ma olle zwoa drauf san. Und zu guter Letzt kommt daun a nu der Vize-Questore daher. Wie immer gaunz aufgelöst und grantig, weu seine Leut heut anscheinend nix zum tuan haum.

  Aber der Clou dabei ist ja folgender.

  Wia mia so um die Eckn biagn, kumman ma grad recht zum Casting für die nächste Brunetti-Folge. De haum uns glei einteut, mia haum gar net na sagn kennan. De Roswitha als Hauptdarstellerin und i ois Leich. Und morgen is da erste Drehtag. Aum Anfang kummt ja immer zerscht de Leich. I bin aum Kanale Grande dahintriebn. Aber gsegn hab i nix, weu a Leich hat ja meistens de Augn zua. I kaun euch sagn des hat dauert, weu de haum de Szene glei zehnmoi draht. I hab scho a gaunz aufgwachte Haut ghabt, aber des Filmteam hat gsagt, je woacha desto schena. Und daun haums sagt: So a schene Leich, so a schene. Nächstn Tag warat de Roswitha draun gwesn, oba weus gregnt hat, haums oiss um a Wochn vaschobn. Da haum mia daun gsagt, nicht mit uns. Ihr hättats jo a schens Wetter bstölln kenna.

Oiso haum mia daun doch nu unsa Fähre dawischt. Aber wiast siagst, es hätte ja sein können. Und für des, dass i de Leich hab spüln deafn, hab i a gaunz schene Gasch kriagt. Davon moch ma jetzt a bisserl länger Urlaub.

  Es war ja wirklich ganz anstrengend, in dem stingatn Kanale so laung dahintreibn. I bin heut no gaunz welk im Gsicht. Oder san des gar de vülen Lachfalten? Ja meine Freunde, so kann es einem ergehen wenn man auf Reisen geht. Lacht uns nur aus, bin neugierig, was euch so alles passiert.